Dorian Wood

Dorian Wood liefert den Soundtrack eines Weltuntergangs und das klingt mindestens so hoffnungsvoll wie schmerzerfüllt

Text Fabian Hart

Leider gibt es in der deutschen Sprache kaum eine befriedigende Unterscheidungsmöglichkeit zwischen biologischem Geschlecht und sozialem Geschlecht. Im Englischen ist das mit sex und gender leichter zu differenzieren.

Zum Glück hat meine Berliner Freundin Kaey in den letzten Jahren aktive Aufklärungsarbeit geleistet und mich zum Gender-Pro werden lassen. Sie selbst nennt sich transidentisch. Sie wurde in einem Männerkörper geboren, fühlt sich aber weiblich. Ihren Körper möchte sie dennoch nicht der Gestalt angleichen, die wir einer Frau zusprechen. Das klingt nach Next-Level-Transgender, vor allem aber nach Mut und Selbst-Bewusstsein. Kaey ist der wohl sensitivste und gleichzeitig abgewichste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Die Mauer, die sie bauen muss, um Kaey zu sein, ist mindestens so hoch wie ihre Seele tief ist. Kein Wunder, dass sie eine eigene Stimme entwickelt hat und am liebsten als Sängerin auf Bühnen steht. Sie klingt weder männlich, noch weiblich und auch nicht so, als sei sie ein Mensch zwischen, sondern über den Geschlechtern.

Das geht mir auch so bei Aérea Negrot so, bei Antony und eben auch bei Dorian Wood. Der lateinamerikanische Sänger aus Los Angeles hat gerade einen zehnminütigen Kurzfilm veröffentlicht, der mehr ist als das Video seiner neuen Single „O“. Er performt den Soundtrack eines Weltuntergangs und das klingt nach Qual und Hoffnung zu gleichen Teilen. Er ist Koloss und Diva, schwach und mächtig zugleich, zwischen Weltschmerz und Erlösung, nein, er schwebt darüber.

 

 

 

Sein aktuelles Album Rattle Rattle ist via iTunes erhältlich und auch auf Spotify„O“ ist auch Teil der Hartbeats-Playlist.

 

 

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