FempopText Fabian Hart Ich kann es wirklich nicht: abwarten, all diese Beiträge zu lesen, die gerade geschrieben werden und wurden, in denen Lagerfelds Chanel-Show von gestern als Zeichen des Feminismus gelobt wird. Und ja, es ist wirklich großartig zu sehen, wie dieses Wort Abstand nimmt von der männerhassenden Juteträgerin, für die es einst stand. Emma Watson. Beyoncé. Chanel. Feminismus ist Pop geworden. Und chic. Und sexy. Erinnern wir uns: Beyoncé räkelte sich während der MTV Video Music Awards im Glitzerbody an der Stange, vor einem XXL-Bildschirm, von dem FEMINISM strahlte. Sie zeigte, dass sie stolz ist auf den Körper, der ihr gehört und den nur sie beherrscht. Den anderen erlaubte sie Voyeur zu sein, aber sie behielt die Kontrolle. Sie bestimmte. Sie tat das alles nur für sich. Aber sie tat es vor allem auf der Bühne. Während einer Show. Und gestern, als Karl Lagerfeld Gisele Bündchen, Toni Garn, Karlie Kloss und andere Anführerinnen der Modelwelt Schilder trugen ließ, auf denen „Ladies First“ und „Women’s Rights Are More Than Alright“ stand, waren auch sie Teil einer Show. Toni Garn schrieb später auf Instagram von einem „Empowering Moment“. Das ist eine schöne Geschichte, doch sie hat einen Haken: Feminismus ist kein Look, den man performen kann, keine Pose, die sitzt, wenn man nur lange genug übt. Hätte Karl „Happy Halbtagskraft“ auf die Schilder schreiben lassen, seine Models hätten sie auch getragen, weil Show nunmal ihr Job ist. Feminismus ist Entscheidungen zu treffen und stark zu bleiben, aufzumucken und sich unbeliebt machen, jeden Tag aufs Neue. Für sich und die anderen. Frauen und Männer. Im Stillen und vor Familie, Freunden und Fremden, aber meistens ohne Schilder und Glitzerbody und vor allem: ohne Publikum, das einen dafür liebt und verehrt. |