Fotos PR
Collagen und Text Fabian Hart
Der folgende Text und alle Bilder dieses Beitrags entstanden in Zusammenarbeit mit dem KaDeWe und enthalten werbliche Inhalte
Gegen digitale Verkaufsflächen scheinen physische Ladengeschäfte, Kaufhäuser und Concept Stores mittlerweile nur noch schwer anzukommen. Unsere Finger scrollen Kilometer durchs Netz und überwinden Geschäftszeiten, Verfügbarkeiten und Distanzen – schneller und weiter als unsere Beine uns tragen könnten. Dabei verhält es sich ähnlich wie bei der Diskussion um Print- und Onlinemedien: weder ist das eine besser oder schlechter, aber auch das Bewährte muss mit der Zeit gehen, neue Mechanismen verstehen, den Wandel begreifen.
Für Europas größtes Kaufhaus, das Berliner KaDeWe, steht gerade ein solcher Wandel bevor. Vom Glasdach bis zur Neuaufteilung in vier Trakte, soll das Traditionshaus in den nächsten sieben Jahren durch Architekt Rem Koolhaas und Team neue Geschichte schreiben. Koolhaas hat schon Selfridges ein Facelift verpasst – doch es geht hier um viel mehr als einen New Look, auch neue Kaufgewohnheiten und der Wandel von Statussymbolen müssen in der Neugestaltung berücksichtigt werden.
Vor ein paar Tagen hat das KaDeWe den ersten Schritt in die eigene Zukunft gemacht und sein Women’s & Men’s Department neu eröffnet – inklusive Haupteingang und Fenster. Von dem, was früher Damen- und Männerabteilung war, ist nicht viel übrig geblieben. Die neuen Flächen folgen auch keinem klassischen „Shop in Shop“-Konzept, das ausgewählte Marken in möglichst unterschiedlichen Gestaltungsformen ausstellt. Etage Zwei wurde von Architektin India Mahdavi konzipiert und Etage Eins, das Men’s Department, von Storage Associati Milano. Beide Flächen präsentieren Boulevards, Einkaufsstraßen für die Big Players der Mode, bei den Herren von Balenciaga bis Zegna. Ob (Innen-)Architektur die Menschen aus dem Netz zurück in die Läden bringt und wieso Soft Skills im Einkauf für Männer wichtig sind, hier im Interview mit Marco Donati, Mitbegründer des Architekturbüros Storage Milano:
In den letzten Jahren hat sich nicht nur die Rolle des Mannes stark verändert, sondern auch das Konsumverhalten. Was bedeutet das für ein Men’s Department, eine zeitgemäße Männerabteilung?
Wir haben natürlich für unser Konzept die Entwürfe des Büro OMA und Rem Koolhaas für ein neues KaDeWe berücksichtigt. Was unseren Teil der Modernisierung betrifft: für uns stand die Emotion im Mittelpunkt der Umgestaltung des Men’s Department. Wer die Fläche betritt, soll das Gefühl bekommen, dass ihm dieser Raum wohlgesonnen ist.
Oft erzeugen Concept Stores Schwellenangst. Was überfordert oder schreckt ab?
Wir sprechen seit Jahren immer wieder mit unseren Kunden über diesen sehr wichtigen Punkt. Wir müssen als Architekten zunächst die Wünsche unserer Auftraggeber berücksichtigen und Schwellenangst ist je nach Kultur und Persönlichkeit stärker und schwächer ausgeprägt. Es gibt kein allgemeingültiges Rezept dafür, wann etwas zu viel Design ist. Darüber entscheiden mit jedem Entwurf die Auswahl und Kombination von Materialien, Oberflächen, die Lichtsetzung, Temperatur und der Duft. Design betrifft alle Sinne und darüber hinaus auch persönliche Erinnerungen und Gedanken. Ich denke nicht, dass es eine Obergrenze für Design gibt.
Auf welche Art und Weise haben digitale Räume die Architektur von physischen Geschäften verändert?
Wer online shoppt, weiß, dass sich das völlig anders anfühlt, als in einem tatsächlichen Geschäft einzukaufen. Was nun besser oder schlechter ist bleibt jedem selbst überlassen. Klar ist aber, dass Kunden, die es an einen Ort wie das KaDeWe zieht, etwas erleben möchten, das über bloßes Einkaufen hinaus geht. Hier geht es um Shopping als Erlebnis, darum, involviert zu sein. Trotz neuer Errungenschaften, wie digitale Technologien und effizientere, direkte Zustellungen, sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen. Ganz egal ob Ladenfläche oder digitaler Raum, es geht um die Beziehung zwischen Mensch und Produkt. Das, was darum stattfindet, sollte diese Verbindung nicht irritieren oder ablenken.