Klar war, dass ich Airbnb noch austesten musste, so lange es die Plattform und Art der Unterkunftsvermittlung noch gibt. Zusammen mit Fotografin Jessica Drosten, „Boys Boys Boys“-Gründer Yves Hanke und unserer Freundin Pola Medon fuhren wir Richtung Hyères und landeten in der Privatwohnung von Nathalie, deren Leben wir uns anhand der Familienfotos zusammenreimten. Nathalie ist seit einem Jahr Mutter einer Tochter und hat einen Ehemann, der Marinesoldat ist und nie zu Hause. Deshalb klebt er ihr „Je t’aime“-PostIts an jedes Küchengerät, auf Spiegel, an die Mikrowelle und ans Bett. „Hätte sie die nicht abmachen können?“ Wir haben es uns oft gefragt. So lange, bis es völlig logisch wurde, dass sie wohl darauf steht, wenn Fremde in ihrem Bett vor einer Liebesbotschaft aufwachen, die ein Mann an sie gerichtet hat, der ihr mittlerweile so fremd ist, wie die Gäste, die ihre Wohnung mieten. Wir hatten einen Lieblingsort in Nathalies Wohnung, der frei von Liebesbotschaften und Mikrowellen war. Genauer gesagt lag er darüber, auf dem Dach des Hauses. Also habe ich mir einen Anzug übergeworfen und Hyères von oben angesehen.