Ehe für alle

Foto Collage via Screenshots Thom Browne / VOGUE Runway
Text Fabian Hart

Ach. Jetzt also doch. Ich möchte wirklich nicht rummerkeln, heute, wo die #EheFuerAlle beschlossen ist, aber: Da verbringen Menschen wie Volker Beck ein gefühltes ganzes Leben damit, die Gleichstellung voranzutreiben und immer wieder predigen ihre Gegner christliche Werte, Naturgesetze, Staatsordnung, verweigern Gesellschaftsrecht und Teilhabe. Wie auch unsere Kanzlerin, die heute morgen gegen die Ehe für alle stimmte.
2013, kurz vor der Bundestagswahl, sagt Angela Merkel, sie würde sich damit einfach #schwertun. Mittlerweile, kurz vor einer möglichen vierten Amtszeit, habe sie viel nachgedacht und unabhängig vom konservativen Wertekanon der CDU müsse beurteilt werden, ob nun #EheFuerAlle oder eben nicht. Damit rückt sie Anfang der Woche bei einem Talk mit Brigitte raus, der Mutter aller Frauenmagazine, und plädiert für eine Gewissensentscheidung. Ulli Köppe ist der Typ aus dem Publikum, der Merkel ganz niedlich fragt, wie lange es noch dauere, bis er seinen Freund Ehemann nennen könne. Die Bundeskanzlerin antwortet in ungelenken Halbsätzen, sagt Dinge wie „Ich bin da auch selber immer wieder sehr stark für mich persönlich am Nachdenken.“ und liefert damit die Grundlage für die Abstimmung nach eigenem Gewissen – SPD, Grüne und Linke bringen sie kurzfristig auf die heutige Tagesordnung des Bundestages.
Zwischenzeitlich wird Ulli Köppe auf Brigitte Online der Artikel „Ehe für alle: ER brachte die Diskussion ins Rollen“ gewidmet und auf Instagram zeigt er sich vor einer RTL KameraAls uk_transformation postet er sonst Urlaubsbilder und Workouts, sympathisch, aber auch irgendwie basic. Er ist jemand, der nett, höflich, dankbar, großer Merkel-Fan ist, das sagt er ihr einleitend, und basic ist die #EheFuerAlle schließlich auch, ein grundlegendes, überfälliges Recht für jede und jeden.
Bei all der Freude darüber, dass es plötzlich so schnell geht, 393 von 623 Abgeordneten für eine rechtliche Gleichstellung stimmten, ist es doch auch traurig, dass etwas, das so kurz und schmerzlos entschieden werden konnte, eines jahrelangen Kampfes um Gleichberechtigung und Akzeptanz bedarf. Wenn wir uns also heute freuen, dass wir heiraten können, dann lasst uns bitte nicht dankbar sein, dass wir es dürfen, sondern einfach nur froh, dass wir ein bisschen mehr in 2017 angekommen sind.

 

 

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