H/ART WEEK

Recap zur Berlin Art Week

Text & Fotos Fabian Hart
Die Texte und Bilder dieses Beitrags entstanden in Kooperation mit
zignSTUDIO und enthalten werbliche Inhalte

Die Kunst der Berlin Art Week ist ja, sie vor lauter Galerien und Projekträumen überhaupt zu sehen. Zu schnell manövriert man sich in einen Mara(r)thon zwischen Charlottenburg und Berlin-Lichtenberg und wird überrannt von den Dingen, die da stehen und hängen und gezeigt werden. Dann wird die Art Week zum Schaulauf und dann kann man ja gleich Fashion Week.

Für die fünfte Berlin Art Week habe ich also die reinste Vorstudie betrieben, um zu filtern und vorzufühlen. Schließlich geht es ums Fühlen und nicht nur ums Sehen. Zu Teilen teilte ich erste Eindrücke dann schon auf der Berlin Art Week auf meinen Social Media und auch auf dem von zign Instagram-Account, den ich am Freitag bespielte. Im Rahmen dieser Kooperation stellte ich auch schon die neue zignSTUDIO-Kollektion vor.

Die Bilder könnt ihr hier noch einmal sehen und natürlich mehr im folgenden Überblick:

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Anne Imhofs Angst II ist eine Art moderne Oper mit choralen Gesängen aus Mobiltelefonen – bedrohlich, eindringlich, harmonisch. Die Protagonisten balancieren auf einem Hochseil, wandeln zwischen Wendeltreppen, die ins Nichts führen, performen auf Bühnen, die an Rock-Konzerte erinnern. Ihre Choreographie scheint gleichzeitig improvisiert wie einstudiert, planlos wie zielstrebig, gelenkt wie anführend. Das Publikum folgt ihnen als „real-life“-Followers durch den Nebel in der historischen Halle des Hamburger Bahnhofs.

Anne Imhof, „Angst II“, Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50-51, noch bis zum 25.09.2016 an den Abenden vom 22.09. bis 25.09, jeweils von 20:00 Uhr bis 24:00 Uhr

 

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In der Leipziger Straße, im ehemaligen tschechoslowakischen Kulturinstitut, zeigt Julia Stoschek seit Juni „Welt am Draht“, eine Ausstellung ihrer Privatsammlung JSC – Julia Stoschek Collection, die den Schwerpunkt Medienkunst setzt. Während der Berlin Art Week brannte die Stadt bei einem 30-Grad-Spätsommer – eine Flucht in digitale Umfelder schien da eine Abkühlung, auch inhaltlich. Die Techniken einiger Multimediaprojekte, wie etwa die von „Forever 48 (Whitney)“ von Josh Klein aus 2013, sind drei Jahre später zu einer alltäglichen iPhone-Routine geworden. Whitney Houstons Gesicht wurde hier einer Darstellerin digital aufgesetzt, die dann im Namen der toten Sängerin Interviews führte. Dank Apps wie MSQRD und Face Swaps via Snapchat für jeden nachspielbar.

Julia Stoschek Collection, „Welt am Draht“, JSC Berlin, Leipziger Straße 60, noch bis November 2016, Donnerstag bis Sonntag, 14:00 Uhr – 18:00 Uhr

 

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Beherbergt in der brutalistischen St. Agnes Kirche, also in direkter Nähe zur Vitrine des 032c Workshop, wird seit letztem Wochenende in der König Galerie Andreas Schmittens Skulptur „Prop No. 3“ ausgestellt, ein Ding, rot und metallen und phallisch – wie die Penisrüstung eines Transformers, umrahmt von einem gleißend weißen Paravent. Das Rätsel um die Funktion dieser Figur ist Teil der Kunst Andreas Schmittens – ganz nach Art der Mode: „I love it – what is it?“.

Andreas Schmitten, König Galerie, St. Agnes, Alexandrinenstrasse 118-121, 10969 Berlin

 

kindl

David Claerbout hat für das Kesselhaus des KINDL Zentrum für zeitgenössische Kunst, ein ehemaliges Brauereigelände, eine Installation geschaffen, deren Größe er auf die Location zugeschnitten hat. Das Video ist eine Kamerafahrt um das Berliner Olympiastadium und möchte den Zerfall dieser Architektur in Echtzeit dokumentieren, das Rendering ist dabei auf 1000 Jahre programmiert. Wer also Action erwartet oder überhaupt darauf, dass irgendetwas passiert, wird von einer Langsamkeit ausgebremst und daran erinnert, wie kurz die Zeit ist, die wir tatsächlich erleben.

David Claerbout „Olympia“, KINDL Zentrum für zeitgenössische Kunst, Kesselhaus, Am Sudhaus 2, noch bis 28. Mai 2017

 

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Die Potsdamer Straße ist mit ihrer Galeriedichte ein mehrstündiges Unterfangen – rechnet man einen Abstecher bei Andreas Murkudis ein. Die Potsdamer ist ein breites Feld Kunst, von der Circle Culture Gallery und ihrer zur Berlin Art Week eröffneten Fotoausstellung Raw Desires, die vorwiegend brutalistische Architektur zeigt, bis hin zu Installationen wie die der Japanerin Chiharu Shiota in der Blain Southern Galerie. Die aus Osaka stammende Künstlerin lebt seit 1996 in Deutschland, ist nach Braunschweig mittlerweile in Berlin zu Hause. Mit „Uncertain Journey“ zieht sie wieder Fäden, sogar einen ganzen Ozean, erstmals sowohl aus einer „Unterwasserperspektive“, als auch aus einer „über Wasser“ auf der ersten Etage der Galerie erlebbar. Das Rot der Fäden, die Dichte und die Feinheit des Komplexes erinnert auch an ein vaskuläres System, Blutbahnen und damit ebenso an die Ungewissheit menschlicher Lebenswege an sich.

Chiharu Shiota, „Uncertain Journey“, BLAIN SOUTHERN Gallery, Potsdamer Straße 77-87, noch bis November 2016

 

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Die einzigen Ausstellungsräume meiner Berlin Art Week Recap, die nach der Berlin Art Week nicht mehr besuchbar sind, sind die der abc Art Berlin Contemporary, einer Kunstmesse, die eigentlich gar keine sein möchte, aber ein definitives Herzstück der Berlin Art Week. Hier zeigen Galerien jeweils eine/n ihrer Künstler/innen. Ich mochte alles von Eberhard Havekost, der von der Dresdner Galerie Gebr. Lehmann ausgestellt wurde – vor allem das hier und das hier, zwei Ölgemälde aus 2015 – und auch die Farbflächen der 27-jährigen Berlinerin Tamina Amadyar, repräsentiert von der Galerie Guido W. Baudach.

Das Wallhanging von Eva Grubinger – hier im Bild – blieb mir natürlich im Kopf, auch wenn der nach drei Tagen Berlin Art Week hier schon etwas ramponiert aussieht.

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