Auswahl Søren Zuppke
Text Søren Zuppke, Fabian Hart
Topmodels sehen heute aus wie blasierte Rich Kids, weil sie es sind. Gigi und Kendall sind reich und berühmt dank ihrer Familie und jetzt ratet mal, woher das „reich“ in Reichweite kommt. Während sie eher Social-Media-Mannequins sind, hat sich die Elite der vorherigen Generation mittlerweile ein anderes Ausdrucksmedium gesucht: Musikvideos. Erst neulich heulte Naomi Campbell im aktuellen Video von Anhoni, und zack, flippte das ganze Internet aus. Für den Clip zu Ritual Spirit, dem neuen Track der Trip-Hop-Legenden Massive Attack, schwingt jetzt Kate Moss ein Licht im Dunkeln: alter Trick, aber scheint zu funktionieren.
Dass Paloalto in San Francisco geboren wurde, hält ihn nicht davon ab, Hip Hop in der Sprache seiner koreanischen Eltern zu produzieren. Er hat sogar ein eigenes Label, Hi-Lite Records, und es hat diesen Namen verdient. Fragt mich jetzt bitte nicht, wovon er rappt / sing / textet und auch die genauen Infos zu seiner Bio müsst ihr googlen. Am besten nach diesem Song – wobei, halt, das wird schwierig: „Fancy“ läuft längst auf repeat.
3D-Effekte haben ungefähr dieselbe Daseinsberichtigung wie Kaisergemüse. Sam Peacockes Animation für „Buried by Burden“, dem neuen Track des neuseeländischen Produzenten Pacific Heights, ist aber kein zum xten-Mal aufgetauter Effekt. Der Filmemacher – unter anderem mit Schwerpunkt Drone Cinematography – verpixelt, verflüssigt und verzerrt die Umrisse eines Menschen wie Erinnerungen an eine Person, die du einfach nicht ausradieren kannst. Sie singt mit der Stimme von Soul-Solist Louis Baker und lässt dich zurück wie gerendert.
Bevor ihr gleich motzt, dass dieses Video ja wohl kaum der neue Clip von The Internet sein kann, weil Frontfrau Sydney Bennett gar nicht aussieht wie Sydney Bennett, gesteht die komplette Musikredaktion: ihr habt recht. Aber weil wir hier aus unerklärlichen Gründen nur Videos von Youtube und Vimeo einbetten können, müssen die folgenden Bewegtbilder zu „Special Affair / Curse“ als Platzhalter für das Original ausreichen. Der Clip wurde von Studenten aus den USA selbst gedreht, weil sie echt keinen Bock mehr hatten, noch länger auf das offizielle Video zu warten. Mehr Internet geht nicht.
Vor allem heterosexuelle Männer sollten begreifen, dass Feminismus keine Bewegung ist, die nur von Frauen performt wird. It takes two to Tango, mindestens. Wir alle müssen uns bewegen, damit wir mit Gleichberechtigung und Selbstbestimmtheit voran- und stereotypen Rollenverteilungen entkommen. Als eine Hymne dieser Theorie kann „BitchSlut“ gelten. Anna Wise wurde zwar mit ihren Vocals für Kendrick Lamar bekannt, aber ihre Lyrics sitzen wortwörtlich und zwischen den Zeilen so gut wie das Crop-Top, das sie im Video trägt.
Die verhärteten Fronten zwischen YouTube und der Gema lassen uns echt kalt. Das Video, das ihr hier nicht sehen könnt, erzählen wir deshalb kurz nach: Santigold tollt also mit Alexander Wang, Jay-Z und Pharell rum und man weiß jetzt auch nicht genau warum eigentlich. Kein Grund für verzweifelte Moves, Santigold. Wenn du schon nicht genug von dir bekommst, dann hättest du uns auch völlig ausgereicht.
Menschen, die Popmusik belächeln, verkneifen sich ein ganzes Lebensgefühl. „Pure Shores“ von All Saints war vor 16 Jahren der Opener eines neuen Jahrtausends. „One Strike“ ist eine versuchte Rückkehr und Vorbote ihres neuen Albums „Red Flag“. Bleibt also nur noch eine Frage: wann endlich kehren Mutya, Keisha und Siobhán zurück?