Hartbeats LXXII

Von Alicia Keys‘ Lyrics können wir alle ein Lied singen und noch mehr Hartbeats

Auswahl & Text Fabian Hart

Das Letzte, das ich von Alicia Keys erinnere, ist ein schäbiger Schlager. „This Girl Is On Fire“ war unaushaltbares Rumgeschreie, aber dann hat sie ja auch Ruhe gegeben. Das war 2012.
Mit „In Common“ reiht sie sich jetzt in gegenwärtig populäre Dancehall-Sounds ein, aber kommt smoother daher als ihre Kollegen. Der Track ist so wahnsinnig auf den Punkt, weil Frau Keys Janet-Vibes aus den Neunzigern serviert und gleichzeitig the way love goes beschreibt in 2016. „In Common“ hat Lyrics, von denen wir alle ein Lied singen können:

„Who wants to love somebody like me?
You wanna love somebody like me?
If you could love somebody like me, you must be messed up, too.“

Im Anzweifeln der eigenen Liebenswürdigkeit sind wir alle gleich gut – gilt es längst als ein Erkennungszeichen unserer beziehungsunfähigen Generation, die sich als durchaus likeable, aber irgendwie nicht loveable einschätzt. Aber bevor ich hier beginne einen Generationsroman zu schreiben, lassen wir das mit dem Labeln schön bleiben. Das tun die Protagonisten in Alicia Keys‘ Videos auch nicht und dann doch irgendwie: von der Achselhaar tragenden Trans, über Schwule, Lesben und generell Frauen, bis zu kids und people of color – alle Randgruppen sind versammelt und feiern sich aus gutem Grund. Das sieht natürlich auch top aus, also so wie es „Calvin Klein“-Kampagnen nach Moss und Mark leider nie wieder geschafft haben.

Was sonst noch gut aussieht und klingt: neue Töne von Moderat, Son Lux, das neue Video von Róisín Murphys „Ten Miles High“, das die GEMA irgendwie ausgetrickst hat, der Musikfilm von Florence + The Machine, Neues vom französischen Duo OMOH und eine Neuvertonung und -verfilmung von Romeo und Julio dank Mykki Blanco.

 

Alicia Keys – In Common

 

Son Lux – Cage Of Bones

 

Florence + The Machine – The Odyssey (full film)

 

Moderat – Running

 

Roisin Murphy – Ten Miles High

 

Mykki Blanco – High School Never Ends

 

OMOH – It's Leading Nowhere

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