Auswahl Tim Heyduck / Fabian Hart
Text Tim Heyduck
Fotos PR, Ash Kingston (Daniel W. Fletcher), Benjamin Alexander Huseby (GmbH)
Gute Startseite: Daniel W. Fletcher hat noch bis vor kurzem an der Central Saint Martins studiert und schon hängt seine Abschlusskollektion bei Opening Ceremony – zumindest als achtteilige Kapselkollektion. Mittlerweile hat Fletcher sein eigenes Label und bereits als Spezialist für Lederwaren für Louis Vuitton Menswear gearbeitet. Fletchers Designs beinhalten oft gesellschaftspolitische Statements. Seine erste Kollektion beschäftigte sich mit der Gentrifizierung Londoner Stadtteile, die aktuelle und dritte mit dem Brexit: seine STAY-Aufforderung hat zunächst einmal nicht geholfen. Aber auch hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen / geprintet. Fletchers Visionen könnten doch wahr werden. Außer seiner Meinung trägt Fletcher auch Nähte, Pyjamas und Jogginganzüge nach außen.
GmbH ist das vor vier Monaten gegründete Label von Serhat Isik und Benjamin Alexander Huseby. Isik ist Designer, Huseby Fotograf für Magazine wie V Man, Dazed & Confused und Dust. Die erste Kollektion des Teams besteht aus etwa zehn Teilen und reflektiert die Berliner Clubszene. GmbH will als Kollektiv verstanden werden: Crewsing ist ihre Methode. Freunde werden zu Mitarbeitern, die Marke so direkte Reflexion ihres Umfelds. PVC, Leder, Feinripp – materiellen und inhaltlichen Stoff bietet der ungenutzte Lagerbestand einer Mailänder Fabrik für Luxusmode, ein Gegenentwurf zu Überkonsum und manischer Kollektionsproduktion in halbjährlichen Saisons. Die Menswear-Kollektion für 2017 heißt übrigens “GIRLS IN LOVE“ und stellt die ständige Unterteilung zwischen Männer-, Frauen- und Unisexkollektionen auf den Kopf.
Auf den ersten Blick sind Simon Lextraits Entwürfe Basics der Männermode: weiße Hemden, klassische Anzugshosen, Jeans. Seine erste Kollektion seit Gründung des Labels diesen Jahres stellt dabei aber das Image des Hemdes in Frage. Sowohl das Image der Geschäftstüchtigkeit, als auch das der Freizeitspießigkeit versucht Lextrait zu umgehen. Er erweitert die Identität des Hemdes um eine Portion Soft Skills: sanfte Stoffe, weiche Formen, mal mit Ärmeln, mal mit keinen oder einem, ohne Knopfleiste und klassischem Kragen – Teile, die kein T unterm Shirt brauchen. Nach dem Studium in Genf und Amsterdam assistierte Lextrait übrigens Kostas Murkudis in Berlin – heute lebt und arbeitet er in Frankreich.
Die aktuelle Kollektion von Virgil Abloh für Off-White scheint ein Querschnitt der letzten Männermodesaison. Fotoprints wie die von Robert Mapplethorpe auf den Designs von Raf Simons, Schriftzüge wie bei Comme des Garçons und die unvermeidliche Kooperation mit einem Ninties-Sportswearlabel. Ablohs Stil ist Trend. So erinnerte schon seine erste Kollektion SS14 stark an die Anfänge von Hood by Air. Markenzeichen ist das Absperrband, das Off-White im Sperrgebiet Streetwear verortet. Doch Ablohs Kollektionen verlieren an „Thug Life“-Attitude und bewegen sich in Richtung Pop: Er kooperiert mit BRAUN Uhren, Dr. Martens und kleidet Sky Ferreira ein und auch seine Auslageflächen bei Dover Street Market und Colette sind die reinste Show.