Fotos Protagonisten Marlen Stahlhuth
Gruppenbild ARTIII Roman Rätzke
Freisteller Kumičak + Namslau
Text Fabian Hart
Montag, 13.06.2016, Hamburg: Pola Fendel ruft an. Was man jetzt tun könne außer wütend und traurig sein oder überhaupt nichts mehr fühlen. In der Nacht davor stürmt Omar Mir Seddique Mateen gegen 02:00 Uhr den Gay Club „Pulse“ und killt 49 Menschen, 53 kommen angeschossen mit dem Leben davon. Schnell wird klar, dass das Massaker ein gezielter Anschlag auf LGBTQ war und damit auf eine von vielen Minderheiten, die sowieso schon kämpfen müssen – gegen Homophobie, Rassismus, Sexismus und Weltbilder, die keine Diversität erlauben. „Wir können nicht nichts tun.“ sagt Pola.
Donnerstag, 16.06.2016, Hamburg: Ich stehe vor einem Kurs angehender Modejournalisten und Modejournalistinnen und Orlando wird zum Auslöser einer Diskussion darüber, inwiefern Mode auch Ausdrucksmedium sein kann, darf, soll. Position statt Pose. Längst geht es nicht mehr nur um Orlando und andere Anschlagsorte. Wir sprechen nicht mehr nur über den Terror der IS, sondern über den Terror der Angstbürger und der Demagogen, die sie zu ihrer Machtergreifung nutzen. Sie suchen Schuldige und finden sie in denen, die anders leben, fühlen und aussehen. Es ist die Angst vor einer neuen Welt, die sich nicht bewährt hat. Die Angst vor „Überfremdung“, Werteverfall, vor Grenzenlosigkeit, dem Ende des Patriarchats, vorm Nicht-Weiterwissen, dem Chaos. Diese Furcht ist es, die der AfD und Pegida in Deutschland eine Stimme gibt. In Großbritannien den Brexit beschlossen hat. Und Donald Trump zum nächsten Präsidenten der USA macht.
Wir leben in einer Zeit, in der nichts mehr nicht politisch ist. Wir sind nicht länger die Unbeschwerten, deren gutes Leben von den anderen gesichert und organisiert wird. Unsere Demokratie ist keine unwiderrufliche Errungenschaft unserer Geschichte. Wir selbst müssen sie sichern, unsere Grundrechte einfordern. Grundrechte. Da war doch was.
November 2016: ARTIII geht an den Start. Das Ergebnis zweier aufwühlender, aber produktiver Semester, in denen ich gemeinsam mit den 24 Studentinnen und Studenten beschlossen habe, nicht nichts zu tun. Dabei herausgekommen ist das Solidaritäts-T-Shirts ARTIII, das Artikel 3 GG, also unser Grundrecht auf Gleichheit, von der juristischen Theorie auf die Straße bringt. Die Straße ist damit gleichzeitig Austragungsort von Mode, wie auch öffentlicher Demonstration.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art 3
Freunde wie Pola Fendel und Thekla Wilkening von der Kleiderei und PR-Boss Melodie Michelberger haben uns dabei unterstützt, aber auch die Stickerei Elbsticker, sowie Marlowe Nature und Glore Store Hamburg, die uns als Sponsoren Fair-Trade T-Shirts zur Verfügung stellten.
Das Solidari-T ist ab dem 16.11.2016 in einer limitierten Auflage für 40 Euro unter artdrei.bigcartel.com erhältlich. Die Erlöse werden dem Hamburger Verein Basis und Woge zugutekommen, der Jugendliche unterstützt, die aufgrund ihrer Sexualität, Hautfarbe, Herkunft oder Religion Diskriminierungen ausgesetzt sind.
Gleichzeitig haben wir uns für den Kick-Off der Aktion Unterstützung von Protagonisten aus sämtlichen Genres geholt. Ob Herbert Hofmann vom Voo Store, Schauspieler Clemens Schick, Art Director Patrick Mason und Autorin Nike van Dinther – ARTIII repräsentiert die Vielfalt unserer Gesellschaft und ist in den sozialen Medien zu Hause. Wer ARTIII verkörpern möchte und selbst nicht nichts zu tun möchte, kann ab sofort unsere Botschaft der Dreieinigkeit verbreiten.