Fotos Marten / Fabian Hart
Text Fabian Hart
Der Text und alle Bilder dieses Beitrags entstanden in Kooperation mit Levi’s und enthalten werbliche Inhalte
Irgendwann hatte ich keinen Bock mehr auf Pride. Ich war durch mit tacky Veranstaltungen für Homotouristen. CSD war ein ABC, das mittlerweile jeder konnte: abspacken, besaufen, cruisen. Dazwischen Kylie (Minogue, nicht Jenner) und Würste vom Schwenkgrill.
Diese Community hatte ich echt nicht mehr nötig. Die großstädtische Akzeptanz war mir zum Selbstverständnis geworden und ich zu bequem, sie als pseudo zu enttarnen – und räumlich begrenzt. Man beachte die Toleranzgefälle zwischen Mitte und Neukölln, Steindamm und Lange Reihe.
Es war nicht allein das Massaker in Orlando vor ein paar Wochen, das es mir unmöglich machte homoverdrossen zu bleiben, es ist auch die generelle Hetze gegen Minderheiten der letzten Monate. Durch einen Todesfall im Freundeskreis hatte ich außerdem mitbekommen, wie ungleich viel Wert auch 2016 noch eine schwule Beziehung in unserer Gesellschaft ist im Vergleich zu einer zwischen Mann und Frau – und damit meine ich nicht eingetragene Partnerschaft versus Ehe. Im Juni machte die „Mitte-Studie“ der Uni Leipzig klar, dass 24,8 Prozent der Deutschen Homosexualität unmoralisch finden und 40 % „ekelhaft“, wenn sich Schwule küssen. Harte Zahlen.
Mir wurde bewusst, dass ich in meinem Bestreben kein Label mehr tragen zu wollen und meine Homosexualität nicht weiter zu thematisieren, mich in so vielen Fällen eben doch labelte, heterokonform verhielt.
Hielt ich wirklich nie die Hand meines Freundes auf der Straße, weil ich es sentimental finde oder blieb ich öffentlich heteronormativen Performances treu? Aus Scham meine Homosexualität öffentlich zu bestätigen oder einfach nur aus Angst auf die Fresse zu bekommen? Man muss nur ums Eck denken oder gehen, um in einem Selbstversuch zu sehen was passiert, wenn zwei Typen Händchen halten. Von diesen Mutproben findet man etliche auf YouTube.
Ich will mich jetzt nicht als konvertierten Harvey Milk aufspielen, auch wenn ich ihn auf dem Titelbild aus gutem Grund auf der Brust trage. Ohne Menschenrechtler wie ihn, wäre es auch für Teilignorante wie mich nicht möglich heute völlig okay zu leben.
Noch vor 22 Jahren galt in Deutschland zwischenmännlicher Sex als Unzucht. Erst 1994 wurde §175 gestrichen. Während heute auf politischer Ebene Heiko Maas eine Entschädigung für bis 1994 Verurteile diskutiert und die Gleichstellung von homo und hetero weiter vorangetrieben wird, beginnt der eigentliche Wandel mal wieder auf der Straße. Wann außerhalb eines CSD ist es für Homosexuelle völlig selbstverständlich, sich hier zu küssen?
Wer also homo ist und gleichzeitig homoverdrossen, ist nicht besser als Jungs, die sich im Bus „Schwuchtel“ nennen ohne zu wissen, was das überhaupt bedeutet, nicht toleranter als Kollegen und Familie, die „kein Problem mit Schwulen haben“ und dann doch denken, es sei ein Kompliment, wenn sie sagen, dass man es einem nicht anmerkt.
Pride bedeutet, diese Alltagshomophobie zu erkennen, Pseudo-Toleranz zu enttarnen, den Mund aufzumachen. Unangenehm zu sein. Wieder unangenehm zu werden. In der Bahn. Im Restaurant. Auf der Straße. Re-Pride. Wann immer es geht. Das sind wir unserer Version schuldig, die aus der Provinz in die Großstadt zog, um nicht mehr nicht dazuzugehören. Und den Kids, die das noch immer machen müssen. Mund aufmachen ist der beste Street Style.
Als eine Uniform dieser Gedanken kann dabei die Levi’s Pride Collection gelten, eine Zusammenarbeit mit der Harvey Milk Foundation. Die Kollektion, die ihr hier auf den Bildern sehen könnt, ist ein weltweites Projekt. Levi’s unterstützt durch den Verkauf der Unisex-Teile die Non-Profit-Organisation, die die Arbeit des ersten offen schwulen Politikers der USA fortführt und lokale wie internationale Programme entwickelt, um vor Politikern, an Universitäten und Schulen Aufklärungsarbeit in Form von Vorträgen und Diskussionsrunden zu leisten. Mehr zur Harvey Milk Foundation gibt es hier und die komplette Levi’s Pride Collection hier im Überblick.
Die Fotos wurden während der #AmsterdamPride am vergangenen Wochenende aufgenommen